Christoph Heuermann: Von Scheinen und Scheinen

Diesen Artikel zu verfassen scheint mir scheinbar leicht zu fallen. Doch der Schein trügt: Über Scheine zu schreiben ist verzwickt. Scheinwahrheiten scheinen sich zu bewahrheiten und sind doch nur Schein. Und wenn man nicht in scheinbare Verschwörungstheorien abdriften möchte, scheint man in der heutigen Zeit – die keine Illusion zu sein scheint – gut beraten, mit Scheinen lieber zu bezahlen statt sie zu hinterfragen.

Scheingeld – das scheint mir der wichtigste große Schein zu sein. Uns geht es scheinbar gut, weil die von der Politik scheinbar unabhängige Zentralbanken den Anschein erwecken, dass sie nicht nur Scheine drucken, sondern auch mit ihnen umgehen können. Anscheinend schien dies bis zur Wirtschafts- und Finanzkrise gut zu funktionieren. Doch so schön eine Blase scheint – als Kind faszinierten mich Seifenblasen – platzen diese nicht nur scheinbar, sondern tatsächlich. Ungedeckte Geldmengenausweitung scheint kurzfristig das Wachstum anzukurbeln, langfristig erscheinen jedoch verheerende Auswirkungen. Frédéric Bastiat erklärte anhand der Parabel vom zerbrochenen Fenster, was man sieht und was man nicht sieht: Täglich benutzen Menschen Scheine – doch was sich dahinter verbirgt scheint die wenigsten zu interessieren. Scheint verständlich: doch spätestens wenn man entdeckt, dass man Scheine nicht essen kann, wird ein Umdenken einsetzen. Eine Politik jedoch, die nicht auf Zentralbanken angewiesen scheint, erscheint mir als utopisches Paradies.

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